Was bisher geschah, letzte Gedanken vor dem Einsatz und Plan für die ersten Wochen

Mittwoch, 29. Juli 2015

Liebe Freunde,

wie ihr wisst, beginnt morgen mein Freiwilligeneinsatz in Ägypten. Weil auch hier in Deutschland bisher schon viel in Hinsicht auf den Einsatz passiert ist, möchte ich Euch ein bisschen davon berichten.

Auf die Bewerbung und das Vorstellungsgespräch im Herbst 2014 folgten die Vorbereitungsseminare. Themen waren dabei unter anderem Chancen und Grenzen eines internationalen Freiwilligendienstes,  interkulturelle Kompetenz, der Umgang mit Armut und Not sowie Krisenmanagement im Einsatz. Während der Praxistage führten wir Selbstexperimenten durch. Beispielsweise bettelten wir vor einer Kirche um Geld. Dadurch wechselten wir die Perspektive, erlebten uns selbst neu und erfuhren Armut an der eigenen Haut. Von diesen Erfahrungen erhoffe ich mir im Einsatz mehr Empathie und Verständnis für alle Notleidenden. An das letzte Vorbereitungsseminar schloss sich die Aussendungsfeier in der Nürnberger Kirche St. Klara an.

Die Beschäftigung mit dem Einsatz setzte sich außerhalb der Seminare fort. So bekamen wir öfters schriftliche Hausaufgaben, bei denen wir uns mit den Themen des nächsten Seminars auseinandersetzten. Nachdem ich im April von meinem Einsatzort erfuhr, begann auch meine länderspezifische Vorbereitung, die sich von Impfungen und der Flugbuchung bis zum Arabisch Lernen erstreckte. Glücklicherweise gibt es an der Bamberger Uni einen Arabischkurs für Anfänger, an dem ich seit dem schriftlichen Abitur teilgenommen habe. Außerdem lerne ich die Sprache mit einem Selbstlernbuch von Langenscheidt. Dass Arabisch schwer ist, konnte ich jetzt auch selbst erfahren. Auch weil ich die letzten vier Wochen noch gearbeitete habe, bin ich bei Alltagsphrasen und langsamem Lesen hängengeblieben. In der nächsten Zeit hoffe ich, dabei Fortschritte zu machen. Neben diesem Langenscheidt-Buch habe ich mich mit mehreren Reiseführern beschäftigt. Auch wenn die meisten davon nicht mehr aktuell sind, habe ich einiges über Ägypten erfahren können. Besonders die Andersartigkeit dieser Kultur in Bezug auf Religion und Moral fand ich dabei spannend. Ebenso spricht es mich an, mir von dem politisch brisanten Islam ein eigenes Bild machen zu können.

In 20 Stunden schon in Ägypten zu sein, kann ich mir kaum vorstellen. Vielleicht liegt es daran, dass ich von meinem Einsatz kein genaues Bild habe. Bisher war nämlich noch kein Jesuit Volunteer in Armant/Luxor, der mir etwas davon erzählen hätte können. Es mag aber auch daran liegen, dass die Dimensionen des Einsatzes für mich ungewohnt sind. Für ein Jahr war ich noch nie weg. Auch die Entfernung und die kulturellen sowie klimatischen Unterschiede sind groß. Dass mir der Einsatz und dessen kurzes Bevorstehen unwirklich erscheint, ist mir auch beim Verabschieden meiner Freunde und Verwandten aufgefallen: es schien mir oft, sie wie gewohnt in ein Paar Tagen wiederzusehen. Neben diesem neuartigen, unwirklichen Gefühl spüre ich ein wenig Aufregung und große Freude auf das nächste Jahr. Die Angst, die bei mir in letzter Zeit wellenförmig verlaufen ist, beeinflusst durch die Berichte über Terror in Ägypten, hat sich in gewissen Respekt vor den dortigen Risiken und Wachsamkeit gewandelt.

der Koffer ist jetzt gepackt...

Nach der Ankunft in Kairo am frühen Nachmittag morgen wird der Jesuit Magdi Seif SJ mit meiner Mitfreiwilligen Lina Ida und mir für zwei Tage nach El Minya fahren, das 250 km von der Hauptstadt entfernt ist. Dort werden wir am drutten Tag mit jungen Christen aus einigen arabischen Ländern das Fest des hl. Ignatius von Loyola feiern, bevor wir zusammen in Busse nach Alexandria steigen. In der Küstenstadt ist einwöchiges Workcamp geplant. Vielleicht leben Lina Ida und ich uns in den Tagen danach zusammen in El Minya ein oder ich fahre gleich nach Luxor zu meinem Projekt in Armant.

Viele Grüße aus Bamberg,

Euer Flo



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