Über Fußballfladen, 46 Grad im Schatten und Flu El Masri

Dienstag, 6. Oktober 2015

Liebe Freunde,

in diesem Eintrag möchte ich von meiner bisher chronologischen Ordnung abweichen und Euch themenbezogen berichten.


Das Essen:

Warum Mose in Ägypten die Koffer packte, als ihm das Land, in dem Milch und Honig fließen, versprochen wurde, erschließt sich mir nicht. Denn neben Milch und Honig gibt es hier auch noch alles andere, wovon man nur träumen kann: Mangos, Guaven, Weintrauben, Datteln, Granatäpfel und Bananen, deren Aroma die europäischen Tiefkühlrepliken nur erahnen lassen sowie jegliche Sorten von Gemüse, die ganz ohne Treibhaus wachsen.


beim Frühstück darf die ägyptische Nationalspeise Hummus - Saubohnen - nicht fehlen. Bei dem orangen Riegel handelt es sich um Kohlenhydrate pur: Sesam mit Zucker

Die hiesige Hauptnahrung, Fladenbrot, sieht aus wie ein plattgedrückter Fußball, schmeckt aber besser. Fleisch ist wertvoll. Uns als Gästen soll leider Hochachtung mit dem täglichen Servieren davon gezeigt werden.


Eine Vorliebe besitzen die Ägypter für Fettiges und Süßes. Vor allem Getränke sind davon beeinflusst: neben pappsüßem Tee gibt es vor allem Softdrinks, die man bei einer Einladung nicht ablehnen darf.


Die Hitze:

So hoch wie in diesem Sommer stiegen auch die ägyptischen Thermometer lange nicht mehr. Und genau zur heißesten Zeit Anfang August sind wir in dieses Wüstenland geflogen. Die 42 Grad am Tag unserer Ankunft sind auch nachts nicht unter 30 Grad gefallen. Wie es sich dabei schlafen lässt, darf ich seit dem ersten Tag ausprobieren. Auch weil die Hitze trocken ist, gewöhnt man sich daran. In Armant erreichte die Temperatur sogar 46 Grad. Hier habe ich seit dieser Woche zum Glück eine Klimaanlage. Denn auch jetzt ist es mit 33 Grad in El Minya und 37 Grad in Armant sogar für ägyptische Verhältnisse noch ungewöhnlich warm.


Geräuschkulisse:

Dass die 82 Millionen Ägypter ziemlich gedrängt am Nil leben, merkt man an der Geräuschkulisse. Während tagsüber die Hupen akustisch bestimmend sind, gewinnt nachts Lärm von Hochzeiten, Verlobungs- oder Geburtstagsfeiern die Überhand. Ohne Ohropax würde ich wohl ständig durch die Feuerwerkskörper aufwachen.


Natur:

Nicht nur die Altertümer, sondern auch die wunderbare Natur lockt jedes Jahr tausende Touristen ins Nilland. Immer wieder ist beeindruckend, wie dieser Strom mitten in die Wüste Leben bringt. Dadurch entsteht ein Vielfalt an Pflanzen und Tieren.
In dieser Vielfalt gibt es jedoch eine Konstante: überall liegt Müll. Denn alles, was man nicht mehr braucht, wird einfach achtlos fallengelassen. Ein Umweltbewusstsein ist hier weitgehend nicht vorhanden, sodass die Einheimischen, nachdem sie die Chipstüte aus dem Fenster geschmissen haben, nicht mal ein schlechtes Gefühl haben.


Flu El Masri:

Auf Deutsch: Flo, der Ägypter. Weil es im Arabischen kein "o" gibt, weichen die Ägypter auf das "u" aus. Dieser ungewöhnliche Name ist, wenn ich meinen Mund nicht aufmache, was mich hier als Europäer erkennbar macht. Denn mein Äußeres fällt nicht auf. Es gibt, wie diesen Jordanier, sogar einige Araber, die europäischer aussehen als ich:

wer ist hier der Araber?

Für einen Ägypter gehalten zu werden ist hier günstig. So erspart man sich nicht nur Blicke sondern auch inoffizielle Aufpreise beim Einkaufen und offizielle bei Tickets. Im Tal der Könige beispielsweise war das Ticket für Einheimische fünfmal billiger.
Der Moment, in dem ich auffalle, ist, wenn ich den Mund aufmache. Weil das beim Einkaufen nicht zu vermeiden ist, durfte ich bisher den touristischen Pauschalzuschlag von 50 Prozent zahlen. Letzte Woche jedoch wurden Ida und ich, dank des Arabischlernens, wegen unseres starken Akzents für zwei der hier vielen Syrer gehalten.



Euer Flo

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